
Seit den Anfängen der Kirche gab es stets jene Gläubigen, die sich mit besonderem Eifer und radikalem Einsatz dem Schutz und der Verteidigung des Glaubens verschrieben. Der Ordo Custodes, heute allgemein als die Inquisition oder Wächterorden bekannt – war eine solche geheime Organisation innerhalb der Kirche, die schon lange vor dem Klerus von der Existenz übernatürlicher Wesen wusste und sich der Bekämpfung dieser Kreaturen widmete. Ihre Mission war klar: den Willen Gottes durchzusetzen und die Menschheit vor jenen Wesen zu schützen, die sie als Bedrohung für die Schöpfung betrachteten. Mit dem Tod des Morgensterns hat man diese Organisation auch wieder offizell zurück in den Vatikan geholt, obwohl der Orden nie wirklich ausgestorben war und im verborgenen agiert hat.

Die Zeit in den Schatten hat dich geschärft. Obwohl du verstehst, wieso man sich von deinem Orden abwenden musste, hast du die plötzliche Nutzlosigkeit, die damit einherging, nie wirklich verkraftet. Und auch nicht akzeptiert. Offiziell hast du dich zur Ruhe gesetzt, bis Priester. Mal hier, mal da. Unzählige italienische Städtchen sind bereits in den Genuss deiner überzeugenden Predigten gekommen. Und du nimmst den Job genauso ernst, wie auch deinen letzten. Dabei vermisst du es. Den Rausch, das Adrenalin. Gottes Wort nicht nur zu sprechen, sondern es durchzusetzen. Du hast seit geraumer Zeit das Gefühl, nur zusehen zu können, während die Dunkelheit die Welt langsam verschlingt. Du hast hast alles versucht. Versucht, den Orden wieder ins Leben zu rufen - erfolglos.
Also hast du privat gemordet. Unzählige Wesen der Schatten sind durch deine Haut umgekommen. Dein Glaube ist so stark, dass man, obwohl man über dein kleines Hobby Bescheid wusste, auf dich zugekommen ist noch bevor man den Orden wieder aktiviert hat. Und du bist sofort und ohne Rückfragen zurückgekommen. Heute giltst du als der höchste Inquisitor, der zweite Kopf der Organisation, hinter dem Papst. Und was das für dich bedeuten wird, dass musst du noch herausfinden.

Und du hast nie gezweifelt. Nicht einmal dann, als der Orden gefallen ist, als seine Hallen verwaist und seine Siegel gebrochen wurden, einer nach dem anderen, bis nichts als Geschichten und Staub übrig blieben. Andere haben den Rücken gekehrt, ihren Glauben abgelegt wie eine zerschlissene Kutte, zu dünn geworden, um die Haut zu wärmen. Doch du? Du bist geblieben. Weil dein Glaube kein Kleidungsstück war. Sondern Knochen. Die Jahrhunderte haben dich nicht geschont. 843 Jahre tragen sich nicht wie Seide auf der Seele. Du hast die Pest gesehen. Den brennenden Vatikan. Die Kinder, die im Namen Gottes starben – und die, die ohne seinen Namen mordeten. Du hast getauft. Getrauert. Geblutet. Und du hast nie aufgehört, das Kreuz zu tragen, das dir gegeben wurde. Nicht als Symbol. Als Waffe.
Als der Orden verschwand, wurdest du still. Ein Schatten unter Schatten, die Bibel in der einen, die silberne Klinge in der anderen Hand. Deine Stimme erhob sich weiter, Sonntag für Sonntag, vor Gläubigen, die deinen Namen nicht kannten, aber deinen Blick fürchteten. Du warst kein Missionar. Du warst ein Mahnmal. Eine lebendige Erinnerung daran, dass Licht nicht freundlich ist. Es brennt. Und du warst das Feuer. Die Kirche hat dich nie ganz vergessen – zu aufrecht dein Gang, zu unbeirrbar deine Treue. Während andere sich versteckten, bliebst du dort, wo es wehtat: an der Front zwischen Himmel und Hölle, auch wenn sie unsichtbar wurde. Und als der Ruf kam – nicht als Bitte, sondern als Befehl – hast du nicht gezögert.

In einer Nacht, in der der Himmel weinte und das Blut durch die Gassen von Navarra rann, bist du zur Welt gekommen. Die Frauen haben sich bekreuzigt, der Pfarrer hat gebetet, und deine Mutter? Sie hat geschwiegen. Es hieß, der Wind habe bei deiner Geburt gesprochen – in Sprachen, die kein Mensch kennen sollte. Ein Mönch hat dich gerettet. Dich in Leinen gewickelt, in einen Korb gelegt und „León“ genannt. Löwe. Vielleicht wusste er schon damals, was du einmal wirst: ein stilles, brennendes Feuer, das niemals ganz vergeht. Du warst ein Kind der Kirchenmauern, aber nie wirklich ihr Sohn. Gebete waren dein erster Trost, Psalme deine ersten Waffen. Und irgendwann, mit sechzehn, hast du gemerkt: Die Engel flüstern dir Namen zu. Von Dingen, die sich in Kellern verstecken. Von Schatten, die keine Sonne fürchten. Du bist ein Nephilim. Nicht ganz Licht. Nicht ganz Mensch. Nur ein Dazwischen. Und du hast dich nie beklagt. Vielleicht, weil du wusstest: Dein Platz ist dort, wo andere nicht stehen bleiben können.
Du hast nie das Schwert geführt wie Matteo. Du warst kein Kreuzritter, kein Henker im Namen der Kirche. Du warst – und bist – ein Hirte. Einer, der sich bückt, wenn selbst Engel den Blick abwenden. Du streichelst Stirnen, während der Teufel schon die Kehle umklammert. Und wenn du sie zurückschickst – Dämonen, verlorene Seelen, verfluchte Kinder – dann weinst du manchmal. Nicht laut. Nur innen. Du bist der, den man ruft, wenn der Exorzist nicht mehr kommt. Der, der in vergessenen Kapellen die Namen flüstert, die auf keiner Liste mehr stehen. Der, der sich in Beichten verliert, weil das Leid der Welt nie aufhört.Und ja, du bist müde.
Dein Blick trägt Jahrhunderte. Du weißt, was kommt, bevor es geschieht. Und wenn du nachts in deinem einfachen Zimmer sitzt, die Finger über das Kreuz an deiner Brust streichst – dann betest du nicht für dich. Du betest für die, die dich nicht mehr erkennen würden, wenn sie dich jetzt sähen.

Du bist kein Kämpfer im klassischen Sinne. Du warst es nie. Du bist ein Forscher. Ein Beobachter. Einer, der Fragen stellt, wo andere schon zur Waffe greifen. Geboren wurdest du im 15. Jahrhundert in der Region des heutigen Mali, in einer Zeit großer Gelehrsamkeit und tiefer spiritueller Kraft. Deine Mutter war eine Hexe, eingebunden in die alte, westafrikanische Tradition von Ritualen, Ahnenkult und Elementarmagie. Dein Vater – du hast ihn nie kennengelernt – war nicht von dieser Welt. Aber du hast gespürt, dass in deinem Blut etwas Engelhaftes brannte. Schon früh war klar: Du warst etwas anderes. Du kamst nicht freiwillig nach Europa. Nicht freiwillig in die Hände der Kirche. Aber du hast überlebt. Und obwohl das Haus Gottes nicht immer gnädig zu dir war, so ist dir vielleicht durch ihre Güte ein schlimmeres Schicksal erspart geblieben. Während Jahrhunderte vergingen, hast du dich angepasst – ohne dich zu beugen. Als Forscher, als Priester, als Theologe. Du warst einer der ersten, die übernatürliche Wesen nicht nur jagten oder verfluchten, sondern sie systematisch untersuchten. Verhalten. Magie. Anatomie. Schwächen. Nicht immer, dass was du machen wolltest, aber dein Ticket in ein angenehmeres Leben.
Die Kirche ließ dich gewähren.
Weil du Ergebnisse geliefert hast. Weil du nie rebelliert hast – zumindest nicht offen. Heute bist du einer der führenden Experten für Wesenserkennung, Kategorisierung und Verhaltensforschung innerhalb des Ordens. Deine Akten füllen Regale. Deine Methoden sind umstritten – manche nennen dich kalt, andere vorsichtig. Du selbst nennst es notwendig. Du trittst ruhig auf. Freundlich. Man unterschätzt dich schnell. Aber unter deinem ruhigen Blick läuft jede Sekunde eine Analyse. Jedes Wesen, das dir begegnet, wird gelesen wie ein Buch. Du glaubst an Gott.
Aber du glaubst nicht an Unschuld. Nicht bei Menschen. Nicht bei Dämonen. Nicht bei Engeln. Alles hat eine Schwäche. Alles kann benutzt – oder vernichtet – werden.Du führst Gespräche, wo andere Gewalt anwenden würden. Aber wenn du zuschlägst – dann präzise. Dann endgültig.

Du warst gerade mal sieben, als das erste Mal jemand sagte, dein Blut sei „falsch“. Nicht menschlich genug. Nicht rein genug. Eine Hexe, geboren aus zwei Welten: eine Mutter aus einer alten Linie westafrikanischer Zauberinnen – Vodun im Herzen, Magie im Blut. Ein Vater, ein Magier aus New Orleans, dir unbekannt, unbedeuten. Ein Mann der sich zu spät bewusst wurde, was für eine Tochter er gezeugt hatte. Es war kein Fluch, was in dir wuchs. Es war Macht. Und es machte Angst. Du hast früh gelernt, dass Menschen sich vor dem fürchten, was sie nicht verstehen. Also hast du dich entschlossen, dass sie es verstehen werden. Früher oder später. Und wenn sie es nicht freiwillig lernen – dann wirst du es ihnen beibringen. Die Kirche war nie dein Ziel. Sie war der Feind deiner Familie. Aber als du mit 19 ein Dorf im Senegal verließest, nachdem man deine Cousine für das gestorben hielt, was nur eine magische Fiebervision war, wusstest du: Wenn du eine Zukunft willst, wirst du sie dir nehmen müssen.
Es war nicht Azaiah, der dich rekrutierte. Es war das, was hinter ihm stand. Die Inquisition. Nicht länger eine Armee der Vernichtung, sondern eine Bewegung der Kontrolle. Eine, die begann, Wesen nicht mehr nur zu jagen – sondern zu studieren. Du fandest sie in Rabat. Sie fanden dich, als du einen falschen Exorzisten entlarvtest und sein Opfer vor einer öffentlichen Hinrichtung rettetest. Deine Gabe für magische Analyse und psychometrische Lesung blieb nicht unbemerkt.Du hast nicht gezögert. Nicht einmal. Vielleicht, weil du dachtest, du könntest das System unterwandern. Oder weil du wusstest, du bist darin sicherer als draußen. Vielleicht, weil du etwas beweisen wolltest. Nicht nur der Kirche. Sondern auch dir selbst. Heute bist du Azaiahs rechte Hand. Du sprichst fünf Sprachen, liest dreißig tote. Du führst Autopsien an Dämonen durch, sprichst mit Geistern, wenn sie es zulassen, und hast einmal eine Sirene dazu gebracht, eine Aussage zu unterschreiben. Du wirkst wie die ruhige Stimme im Raum – doch wenn du redest, hören alle zu. Dein Blick durchschneidet jedes Lügengeflecht, weil du genau weißt, wie man sie spinnt.

Du bist ein Geist in der Maschine, und dein Körper war noch nie das, was dich ausmacht. Vielleicht ist das dein Vorteil. Vielleicht war das dein Fluch. Geboren in Osaka, irgendwann vor zwei Jahrhunderten, zu einer Zeit, in der Frauen mit Geheimnissen zu Hexen gemacht wurden, und Männer mit Monstern zu Geschäftspartnern. Deine Mutter: eine Shapeshifterin, deren Name heute nur noch als Flüstern in feministischen Hexenzirkeln kursiert. Dein Vater: ein englischer Adliger, der deine Existenz verkauft hat, kaum dass du lesen konntest – und zwar an die einzige Institution, die Macht über alles Übernatürliche beanspruchte. Die Kirche.Du bist aufgewachsen in Gewölben aus Weihrauch, Schweigen und Schuld. Ihre Bibel war dein Schlaflied, ihre Exorzismen deine ersten Schulstunden. Und du hast gelernt, dich zu beugen. Zu nicken. Zu lächeln. Nur nicht zu viel. Nur nicht zu lang. Nur nicht zu auffällig. Denn ein Mädchen mit deiner Herkunft, mit deiner Herkunft und deinen Fähigkeiten, hatte zwei Optionen: geweiht oder getötet. Du hast dich weihen lassen. Natürlich hast du das. Was hätten sie sonst mit dir getan? Doch du hast dich nie entschieden, nur das zu sein, was sie aus dir machen wollten.
Sie wissen nicht, dass du Kontakt zu Coniuratio Belladonnae
hast – einem Netzwerk, von dem bisher kaum eine Seele weiß, und doch habt ihr eure Finger bereits überall im Spiel. Kirche, Politik, Medien.. Für jedes Wesen, das unterdrückt, ausgebeutet, benutzt oder vernichtet wird, wächst euer Einfluss. Ihr seid Hexen, Gestaltwandlerinnen, Dämoninnen, sogar einige gebrochene Engel. Ein loses Netz. Ein kollektiver Puls. Und du bist eine ihrer Augen und Stimmen innerhalb der Kirche. Du bleibst, weil es strategisch ist. Weil du Informationen brauchst. Weil du sie brauchst. Weil du weißt, dass man ein Haus manchmal nur dann zum Einsturz bringt, wenn man die Fundamente mit der Hand tastet, die es früher gestützt hat. Offiziell bist du Archivarin. Unauffällig, effektiv, höflich. Du wechselst dein Gesicht wie andere ihren Mantel. Männer unterschätzen dich. Frauen manchmal auch. Du lachst nicht oft – aber wenn, dann sitzt die Klinge zwischen deinen Zähnen. Manchmal fragst du dich, ob du überhaupt noch weißt, wer du bist. In welcher Form du geboren wurdest. Aber du hast gelernt, dass Identität eine Waffe sein kann. Und wer in deinem Spiel keine Maske trägt, verliert zuerst.
Wir suchen hier mit dem Canon ein paar unserer Inquisitoren. Von Leitfiguren bis hin zum Fußvolk kann alles übernommen werden. Auch die hier vorgestellten Charaktere können angepasst werden, nur ihre Bereiche sollten besetzt bleiben. Wir suchen hier Leute mit Zeit fürs RPG und Interesse an einem Plot mitzuarbeiten, denn der Vatikan ist unabkömmlich für unseren Mainplot. Anschluss gibt es durch bereits vorhandene Inquisitoren und Engel. Auch Gegenspieler und ehemalige Mitglieder gibt es reichlich. Du hast Interesse? Super, dann melde dich doch einfach direkt hier, oder trete unserem Discord bei. Wir freuen uns auf dich! Wenn du in der Zwischenzeit mehr über unsere Variante des Vatikans lesen magst, kannst du das in unserem Guidebook.


